Zwei seelische Klimaforscher


25 Jahre Steinbauer & Dobrowsky - das sind geschätzte 5000 Szenen einer raren, kongenialen Bühnen-Ehe.
[Ein Portrait von WERNER KRAUSE, Kleine Zeitung Graz, 15. 4. 2013]

dobstein3Mittlerweile gelten laut diversen Statistiken ja Ehen, die erst nach zehn Jahren in die Brüche gehen, als erstaunlich lange intakt, geradezu mustergültig. Nicht erfasst sind engste künstlerische Beziehungen, die ein Vierteljahrhundert währen. Wohl auch, weil sie ohnedies als Einzelfall oder stattliches Wunder gelten würden.
So mag es also vielleicht sein, dass das Duo Steinbauer & Dobrowsky, das seit nunmehr exakt 25 Jahren die heimische freie Szene mit immer wieder verblüffenden, kleinen und großen Theaterwundern durcheinanderwirbelt, auch in dieser Hinsicht für einen einsamen Rekord sorgte.

Und ein Ende der hoch kreativen, kongenialen Liaison ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Wer mit den beiden Bühnen-Besessenen spricht, spürt auch sofort, wie sehr das Feuer in ihnen brennt. Mehr als 80 Premieren präsentierte das Duo bisher, der Theaterreigen begann 1988 mit Stücken von Beckett, Schnitzler und Kafka, er führte oft zu Shakespeare oder Goethe, aber auch zu Quentin Tarantino oder einer Collage mit Texten von Qualtinger und Karl Valentin.

Was die gebürtige Würzburgerin Dorothea Steinbauer und den Leobner Wolfgang Dobrowsky vorantreibt, lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: unersättliche Neugier. Mit enormer schöpferischer Kraft konstruieren sie aus oft bekannten Stücken ihre eigenen Welten, um diese dann mit Risikofreude und Spielwitz als Neuland zu annektieren.
5000 Szenen mag diese Bühnen-Ehe inzwischen umfassen, stets sind sie geprägt von zarten Einfällen, von feinstem Humor im Groben, von Federleichtem im Gepolter des Schicksals. Mit unsichtbaren Fäden hängen ihre theatralischen Trapez-Akte im Sternen- und Bühnenhimmel.
Sesshaft wollten sie nie werden, sieht man von Zwischenstationen im Grazer Theatro und im CCW Stainach ab. Ein Beleg der Umtriebigkeit ist nun, auf andere Weise, der Weg in die Antike. Intensiv arbeiten sie in der Grazer Thalia Bar am letzten Feinschliff für die „Antigone“ von Sophokles und sind dabei ganz in ihrem Element. Zwei seelische Klimaforscher auf der Bühne, Genieblitze sind ihr Metier.

 

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